Komorbiditäten beim Tourette Syndrom

Tourette Syndrom Komorbiditäten (Begleiterkrankungen)

Das Tourette Syndrom tritt sehr häufig mit anderen Erkrankungen, sogenannten Komobiditäten (Begleiterkrankungen) auf.

Komorbiditäten_Tourette_Syndrom

Unter Komorbidität wird das gemeinsame Auftreten der unterschiedlichen psychiatrischen Erkrankungen verstanden. Das bedeutet im Allgemeinen, dass zusätzlich zu einer Grunderkrankung eine anderesdiagnostisch abgrenzbare Erkrankung vorliegt. Allerdings gibt es auch ein „reines“ Tourette-Syndrom ohne Komorbidität (ca. 12% der Betroffenen). In diesem Fall liegen nur motorische und vokale Tics vor. Ein Tourette Syndrom mit Komorbidität wird als „Tourette-Syndrom plus“ bezeichnet. Die Behandlung richtet sich nach der psychosozialen Beeinträchtigung der einzelnen Erkrankungen.

Die nachfolgend genannten mittleren Häufigkeiten wurden anhand einer internationalen Untersuchung ermittelt.

ADHS60 %
Zwangsstörung (OCD)27%
Depressionen20 %
Angststörungen18 %
Autismus und
Asperger Syndrom
4 %
Schlafstörungen16 %
Autoaggressives Verhalten40 %

ADHS (Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung)

Die ADHS zeigt sich im Kindesalter besonders durch Symptome der Unaufmerksamkeit, Hyperaktivität wie motorische Unruhe und Störung der Impulsivität. Im Erwachsenealter steht besonders die Unaufmerksamkeit im Vordergrund. Die Diagnose wird klinisch, durch verschiedene Fragebögen gestellt. Häufig liegt auch in der Familienanamnese eine ADHS vor. Kinder sind durch das zusätzliche ADHS in ihrer Lebensqualität deutlich beeinträchtigt. Das Unterdrücken und/oder Ausführen von Tics kann die Aufmerksamkeit zusätzlich mindern. Die Störung der Impulskontrolle führt häufig zu Spannungen und Konflikten in der Familie und in der Schule.

Zwangsstörung

Die Zwangsstörung ist definiert durch Zwangshandlungen und/oder Zwangsgedanken. Zwangsgedanken sind wiederkehrende sich aufdrängende Ideen und Vorstellungen zu verschiedenen Themen wie Schmutz, Ordnung, religiöse Gedanken aber auch Gewalt. Oft sind Zwangsgedanken mit Sorge verbunden, dass Ereignisse geschehen könnten, wenn der Zwang nicht ausgeführt wird. Zwangshandlungen werden gegen den eigenen Willen wiederholt ausgeführt. Auch Zwangshandlungen sind oftmals von Ängsten begleitet. Oftmals liegen Waschzwänge vor, oder Ordnungszwänge, Zählzwänge und Kontrollzwänge. Bei etwa 10-30% der Tourette-Patienten besteht eine ausgepägte Zwangsstörung. Zu den häufigen Zwangshandlungen beim Tourette Syndrom gehört zum Beispiel das sogenannte Just Right-Gefühl, das Berühren von Objekten und Personen, Schnüffeln, bzw. Lecken.
Zusammenhang von Zwangsstörungen und Tourette Syndrom

Autoaggressives Verhalten

Unter dem autoagressiven Verhalten werden Selbstverletzungen verstanden.  Autoagressives Verhalten tritt bei verschiedenen Erkrankungen auf, wie zum Beispiel bei Borderline, Esstörungen, Autismus und Suchterkrankungen. Borderline Patienten schneiden oder ritzen sich zum Beispiel häufig, um sich wieder spüren zu können. Patienten mit Tourette Syndrom verbinden die Selbstverletzungen nicht mit dem Abbau vorheriger Spannungszustände. Am häufigsten schlagen Tourette Patienten mit dem Kopf gegen die Wand/Gegenstände oder mit der Hand gegen den eigenen Körper. Auch ein starkes Nägelkauen gehört zur Autoagression.

Depression

In einer Studie mit 3500 Tourette Patienten zeigte sich eine Prävalenz von 20%. Es handelt sich also um eine häufige Komorbidität. Die Lebensqualität wird durch diese Symptome stark beeinträchtigt.
Zwangsverhalten und Depression beim Tourette Syndrom

Angststörungen

Angststörungen treten gehäuft bei Tourette Patienten auf. Die Wahrscheinlich steigt mit der Tic-Schwere und dem Vorhandensein einer ADHS. Zu den Angststörungen zählen hier zum Beispiel Trennungsängste, die generalisierte Angststörung und auch Phobien.

Weitere Komobiditäten (Begleiterkrankungen)

Wutanfälle, Impulskontrollstörungen, Schlafstörungen, Lernstörungen, Suchterkrankungen, Autismus, Asperger Syndrom

IVTS e. V.