Es gibt Hinweise, dass sowohl Umwelt- als auch genetische Faktoren zur Entwicklung und klinischen Expression des Tourette-Syndroms beitragen. Obwohl genetische Untersuchungen zum Tourette-Syndrom verbreitet sind, gibt es relativ wenig Untersuchungen zu Umweltfaktoren und bislang konnten keine Risikofaktoren ausgemacht werden. Die vorliegende Studie analysiert in einem großen Patienten-Pool (N = 180) den Zusammenhang zwischen pränatal/perinatal ungünstigen Vorgängen und der Schwere des Tourette-Syndroms, bestimmt als Tic-Stärke und Vorkommen comorbider Erkrankungen wie Zwangserkrankungen (OCD), Aufmerksamkeitsdefizit-Syndrom (ADHD) und Selbstverletzungen. Tic-Stärke, OCD, ADHD, Selbstverletzungen und die Exposition mit ungünstigen Faktoren wurden systematisch in sämtlichen, an drei genetischen Studien zum Tourette Syndrom teilnehmenden Probanden untersucht. Mit Hilfe linearer und logistischer Regression wurde ein Best-Fit-Modell bestimmt.
Es zeigte sich, dass ein Rauchen der Mutter stark mit einer verstärkten Tic-Schwere und mit dem Auftreten comorbider Zwangserkrankungen bei diesen Tourette Syndrom-Patienten korreliert. Andere Variablen wie das Alter des Vaters und das Geburtsgewicht waren signifikant aber weniger mit der Symptomschwere assoziiert. Die Autoren fanden keinen Zusammenhang zwischen der Schwere der Symptome und einer Hypoxie, einer Zangengeburt oder einer Hyperemese (starkes Schwangerschaftserbrechen), Faktoren die bislang als Risikofaktoren angesehen wurden.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass ein pränatales Rauchen der Mutter als starker Risikofaktor für die Schwere der Tic-Symptomatik beim Tourette Syndrom angesehen werden kann.
Quelle:
Department of Psychiatry, University of California San Diego, La Jolla, CA, and the Department of Psychiatry, North-Shore University Hospital/New York University School of Medicine, Manhasset, NY, USA, Am J Psychiatry. Juni 2006