Bruchstellen der Translokation bei zwei nicht verwandten Fällen von Tourette-Syndrom innerhalb einer Region, die bislang mit der Krankheit verbunden schien

Beim Tourette-Syndrom handelt es sich um eine komplexe neuropsychiatrische Störung, die durch motorische und vokale Tics charakterisiert wird. Die Ätiologie des Tourette Syndroms ist kaum verstanden, doch gibt es Hinweise auf eine genetische Transmission aus Familien- und Zwillingsstudien. Man ging bislang von einer komplexen Vererbung aus, die die Beteiligung mehrerer Gene mit unterschiedlicher Effektgröße aus.

Die Autoren beschreiben zwei nicht verwandte Familien, innerhalb derer es zu balancierten chromosomalen Translokationen (t(6;8) in Individuen mit Tourette Syndrom kam. In einer dieser Familie ist die Transmission dieser Translokation mit Lernschwierigkeiten und Verhaltensauffälligkeiten assoziiert., in der anderen Familie ist ein Elternteil nicht betroffen, das andere kann nicht verfolgt werden, d.h. die Transmission kann nicht aufgezeigt werden und es ist möglich, dass die Translokation de novo erfolgt ist. Die Bruchstelle auf Chromosom 8 erfolgt in beiden Familien innerhalb der q13-Bande, so dass man davon ausgeht, dass ein Gen oder Gene in dieser Region zum Tourette Syndrom-Phänotyp beitragen. Vorhandene Kopplungs- und cytogenetische Daten, die eine Beteiligung von Chromosom 8 in Tourette Syndrom-Familien und Individuen vermuten lassen, unterstützen diese Hypothese.

Die Autoren identifizierten mittels Fluoreszenz-in-situ-Hybridisierung (FISH) zwei YAC-Klone distal und proximal zum Translokationsort auf dem Chromosom 8. Eine PCR-Amplifikation der genetischen Marker in dieser Region mit isolierten Chromosomen eines der Elternteile, gefolgt von einem BAC-Screening mit den nächsten flankierenden genetischen Markern identifizierte eine 200-kB BAC. Mittels FISH konnte gezeigt werden, dass diese in beiden Familien den Bruchpunkt auf Chromosom 8 umfassen. Die Tatsache, dass die Chromosomenbrüche bei den Tourette Syndrom-Fällen beider Familien innerhalb einer so kleinen Region des Chromosoms 8 erfolgt, unterstützt die Hypothese, dass ein Bruch eines Gens oder von Genen in diesem Teil des Chromosoms 8 zum klinischen Tourette Syndrom -Phänotyp beiträgt.

Quelle:
Crawford FC, Ait-Ghezala G, Morris M, Sutcliffe MJ, Hauser RA, Silver AA, Mullan MJ.
Department of Psychiatry, University of South Florida, 3515 E. Fletcher Avenue, Tampa, FL 33613, USA
Hum Genet. 2003 Jul