Der störendste Aspekt des Tourette Syndroms ist, dass es in 90 % der Fälle zusammen mit einer anderen Krankheit auftritt. Die häufigste, gleichzeitig mit dem Tourette Syndrom vorkommende Erkrankung ist ADHD (attention deficit hyperactivity disorder), obwohl die Ursache für diesen Zusammenhang unklar ist.
Eine neue Studie, die in der Aprilausgabe des “Journal of Developmental and Behavioural Pediatrics” von Forschern der Uni in Calgary und Toronto veröffentlich wurde, untersuchte ca 400 Kinder mit TS, um die Zusammenhänge zwischen beiden Erkrankungen besser zu verstehen. Ihre Untersuchungen zeigten, dass es trotz einer genetischen Komponente bei Tourette und ADHD möglicherweise vermeidbare perinatale Faktoren gibt, die das Risiko eines gleichzeitigen Auftretens von Tourette und ADHD steigern.
„Wir wissen, dass perinataler Stress ein Risikofaktor nur für ADHD ist. Bei niedrigem Geburtsgewicht, oder wenn die Mutter während der Schwangerschaft geraucht hat bzw bei Frühgeburten ist das Risiko für ADHD erhöht“, so Dr. Tamara Pringsheim, Direktorin der Calgary Tourette Syndrome Clinic.
Um die Kopplung zwischen dem Tourette Syndrom und ADHD zu analysieren, untersuchten die Autoren eine Population von Kindern, die an Tourette mit oder ohne ADHD litten und verglichen die Raten perinataler Risikofaktoren wie niedriges Geburtsgewicht, Frühgeburt und Rauchen der Mutter innerhalb jeder Gruppe. Es zeigte sich, dass die Kinder, die diesen Risikofaktoren ausgesetzt waren, ein 2- bis 3-faches Risiko hatten, an Tourette und ADHD zu erkranken, d.h. diese Faktoren spielen auch eine Rolle bei der Entwicklung von ADHD in Kindern mit Tourette.
Pringsheim, ein Neurologe und Forscher sagt, dass die wichtige Information dieser Forschung für Personen mit einem genetischen Risiko für Tourette ist, dass sie bei der Familienplanung aufpassen, indem sie nicht rauchen, versuchen, ein gesundes Gewicht des Fetus sicherzustellen und eine entsprechende medizinische Vorsorge in Anspruch nehmen. Die Lebensqualität von Kindern mit Tourette ist hauptsächlich durch die Schwere der ADHD-Symptome bestimmt. Alles was man tun kann, um die Chance eines zusätzlichen ADHDs zu minimieren gibt den Kindern mit Tourette eine größere Chance auf Erfolg und Glück in ihrem Leben.
Laura Locke ist ein Mitglied der “Tourette Syndrome Foundation” in Kanada und kam zu der Gesellschaft, als bei ihrem Sohn im Alter von 10 Jahren Tourette diagnostiziert wurde. Sie deutet darauf hin, wie wichtig es sei, dass man genaue Informationen über die Krankheit und bessere Therapien erzielt.
Das Tourette Syndrom weist eine große Bandbreite an Betroffenheit auf. Personen mit Tourette zeigen motorische und vokale Tics – schnelle, wiederholte und bedeutungslose Bewegungen und Laute. Allgemeine motorische Tics beinhalten Blinzeln, weites Aufreißen der Augen, Kopfschütteln und Grimmassieren, während die häufigsten vokalen Tics Schniefen, Räuspern und Grunzen sind. Einige Leute sind sehr wenig betroffen, während andere schwere Symptome zeigen, was die Krankheit eher offensichtlich macht. Man geht davon aus, dass Tourette 1 von 100 Personen betrifft, doch benötigen viele Personen keine medizinische Behandlung, da die Symptome so leicht sind.
Quelle ScienceDaily (Apr. 20, 2009)