Verhaltenstherapie für Kinder mit Tourette-Syndrom: eine randomisierte kontrollierte Studie

Die Koexistenz von Tics und ADHD hat wichtige klinische und wissenschaftliche Auswirkungen.

Beim Tourette-Syndrom handelt es sich um eine chronische, typischerweise in der Kindheit einsetzende neurologische Erkrankung. Psychopharmaka, die in der Regel erste Therapiewahl bei mittleren bis schweren Tics sind häufig von Nebenwirkungen begleitet. Verhaltensinterventionen, sind, obwohl sie vielversprechend scheinen, bislang nicht in einer großen Studie analysiert worden.

Das Ziel der vorliegenden Studie war es, die Wirksamkeit einer Verhaltenstherapie (CBIT, comprehensive behavioral intervention) in Bezug auf die Reduktion der Tic-Schwere bei Kindern und Jugendlichen zu bewerten.

Es handelt sich um eine randomisierte kontrollierte Studie mit 126 Kindern, die im Zeitraum von Dezember 2004 bis Mai 2007 im Alter von 9-17 Jahren mit Tourette-Syndrom oder chronischen Tic-Störungen als primäre Diagnose erfasst wurden. Sie bekamen über 10 Wochen 8 Sitzungen einer Verhaltenstherapie (n=61) oder einer Kontrolltherapie, die aus einer unterstützenden Therapie und Erziehung bestand (n=65).

Sogenannte Responder bekamen 3 monatliche Auffrisch-Therapien und wurden 3 und 6 Monate nach der Therapie wiederum bewertet. Die Evaluierung erfolgte mittels Yale Global Tic Severity Scala (Bereich 0-50, Score >15 zeigt klinisch signifikante Tics an) and Clinical Global Impressions-Improvement Scala (Bereich 1 [sehr starke Besserung] bis 8 [sehr starke Verschlechterung].

Die Verhaltensintervention führte zu einer signifikant stärkeren Abnahme der Werte auf der Yale Global Tic Severity Scala (von 24.7 auf 17.1 ) zwischen Ausgangswert und Endwert im Vergleich zu den Kontrollen (24.6 auf 21.1) (P < .001).

Bei signifikant mehr Kindern mit Verhaltenstherapie zeigte sich im Vergleich mit den Kontrollen eine sehr starke oder starke Besserung in der Bewertung mittels Clinical Global Impressions-Improvement Scala (52.5% vs 18.5%, P < 0.001). Therapieversager waren selten (12/126, oder 9.5%); Eine Verschlimmerung der Tics trat bei 4% der Kinder auf (5/126).

Der Nutzen der Therapie dauerte an, da 87 % der Responder auch nach 6 Monaten noch einen Therapieerfolg zeigten.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass im Vergleich zu unterstützender Therapie und Erziehung eine Verhaltenstherapie zu einer deutlich verbesserten Symptomatik bei Kindern mit Tourette-Syndrom oder chronischen Tics führt.

Quelle:
UCLA Semel Institute for Neuroscience and Human Behavior, Los Angeles, USA
JAMA. 2010 May