Beim Tourette-Syndrom handelt es sich um eine neurologische Erkrankung mit einer häufigen Komorbidität mit dem ADHD (Attention- deficit-Hyperactivity disorder). Die Auswirkungen dieses Zusammenhanges werden immer noch diskutiert.
Mit Hilfe einer TIC-Datenbank, die 6805 Fälle enthält, wurden die klinischen Unterschiede zwischen Personen mit und ohne ADHD analysiert. Das Vorkommen von ADHD im Falle von Tourette Syndrom lag bei 55 %, was innerhalb des Bereiches verschiedener Publikationen liegt. Wurde bei der Person ein ADHD festgestellt so gab es häufig auch ein familiäres Vorkommen von ADHD. ADHD stand außerdem mit einer früheren Diagnose von Tourette Syndrom in Zusammenhang und außerdem mit einem erhöhten Vorkommen an einer gestörten Impulskontrolle (Wutausbrüche), Schlafproblemen, Lernstörungen, Zwangserkrankungen (OCD), Trotzverhalten, Depressionen, gestörtem Sozialverhalten, sexuell unangemessenem Verhalten sowie Selbstverletzungen. Personen mit Anfällen und Koordinationsstörungen zeigten ebenfalls hohe Raten an ADHD. Angststörungen kamen jedoch nicht vermehrt vor.
Frühere Daten lassen vermuten, dass die meisten Verhaltensprobleme beim ADHD mit dem kombinierten oder dem Hyperaktivitäts-Subtyp des ADHDs in Zusammenhang stehen. Jede größere Studie mit mehr als 200 Fällen zeigt eine signifikant höhere Rate für Probleme auf Grund von einer gestörten Impulskontrolle im Rahmen von ADHD. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Personen mit Tourette Syndrom sehr häufig ADHD sowie komplexe Zusammenhänge mit anderen Erkrankungen zeigen.
Klinisch gesehen bestätigen diese Befunde andere Forschungsergebnisse, die auf die Bedeutung von ADHD für das Verständnis von Verhaltensauffälligkeiten hinweisen, die sich im Zusammenhang mit Tourette Syndrom häufig zeigen. Eine ADHD-Komorbidität sollte daher bei der Diagnose, der Therapie und dem Training von Tourette Syndrom-Patienten berücksichtigt werden.
Quelle:
Neuropsychiatry Clinic, BC Children’s Hospital, Box 141, Vancouver, BC, V6H 3V4, Canada
Eur Child Adolesc Psychiatry. 2007