Das Tourette-Syndrom ist eine im Kindesalter einsetzende neuropsychiatrische Erkrankung, die durch motorische und vokale Tics charakterisiert wird. Die Hälfte bis zwei Drittel der Kinder mit Tourette Syndrom erfahren während der Pubertät eine Reduktion oder ein vollständiges Verschwinden der Tic-Symptome. Wenigstens ein Drittel der Erwachsenen mit Tourette Syndrom weisen komorbide Zwangserkrankungen auf.
Das Ziel der vorliegenden Studie war es, den klinischen Verlauf von Tic- und Zwangs-Symptomen in Kindern abzuklären und zu bestimmen, ob klinische Basismessungen in der Kindheit mit der Schwere der Symptome in der späten Pubertät und dem frühen Erwachsenenalter assoziiert sind. An der Studie nahmen 46 Kinder mit Tourette Syndrom teil, die vor ihrem 14. Lebensjahr eine genaue klinische Evaluierung erfahren hatten. Im Mittel 7,7 Jahre später (3,8-12,8) erfolgte eine erneute Bewertung der Schwere von Tic- und Zwangssymptomen durch Experten. 85 % der Personen berichteten von einer Minderung der Tic-Symptomatik während der Pubertät. Nur bei einer verstärkten Tic-Schwere in der Kindheit zeigte sich auch bei den Nachsorgeuntersuchungen eine vermehrte Tic-Schwere. Das Durchschnittsalter mit der schlimmsten Tic-Symptomatik lag bei 10,6 Jahren. 41 % der Patienten mit Tourette Syndrom berichten von wenigstens leichten Zwang-Symptomen, wobei die stärkste Ausprägung der Zwangs-Symptomatik ca. 2 Jahre nach der stärksten Tic-Symptomatik erlebt wird. Ein erhöhter IQ in der Kindheit ist häufig mit einer erhöhten Zwangssymptomatik bei späteren Untersuchungen assoziiert.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Zwangserkrankungen in Kindern mit Tourette Syndrom erst in einem späteren Alter sich verstärken und eher als die Tic-Symptomatik auch im Erwachsenenalter erhalten bleiben.
Quelle:
Yale Child Study Center and General Clinical Research Center, Yale University School of Medicine USA, April 2003