Prävalenz bedeutet Krankheitshäufigkeit. Diese sagt aus, wie viele Menschen an einer bestimmten Krankheit erkrankt sind. In der Regel kann die Prävalenz einer Krankheit bzw. Störung nur geschätzt werden.
Eine Erkrankung gilt in der EU als selten, wenn nicht mehr als 5 von 10.000 Menschen von ihr betroffen sind. Das Tourette Syndrom zählt heute nicht mehr zu den seltenen Erkrankungen.
Sie schätzen die Häufigkeit von Tics im Kindesalter höher ein als in den letzten Jahren angenommen.
Ausgehend von 85 Mio. Einwohnern in Deutschland ergeben sich folgende geschätzte Zahlen hinsichtlich des Tourette Syndroms bzw. aller Ticformen: (-> nach Tebartz van Elst 2023, Robertson 2008 a/b, 2015 a, Müller-Vahl 2014/2023)
Tourette Syndrom Prävalenz: ca. 0,7 – 1 % der Gesamtbevölkerung, ca. 595.000 – 850.000 Betroffene
Chronische (überwiegend motorisch) Tic-Störungen Prävalenz ca. 1,3 – 5%
Vorübergehende einfache motorische (oder selten vokale) Tics Pravalenz: 10 – 15%
Nach Schätzungen treten bei etwa 10-15 % aller Grundschüler zu irgendeinem Zeitpunkt Tics auf. Jungen sind 3-4 mal häufiger betroffen als Mädchen.
Die bisher weltweit durchgeführten Studien ergaben unterschiedliche Prävalenzraten, die vermutlich in erster Linie auf methodische Unterschiede zurückzuführen sind.
Die Definition des Tourette Syndroms wurde in den vergangenen Jahren weltweit mehrfach überarbeitet und verändert.
Die ICD-10 ist ein internationales Klassifikationssystem der Weltgesundheitsorganisation der Vereinten Nationen. Das DSM-IV ist ein nationales Klassifikationssystem der Vereinigten Staaten von Amerika und beinhaltet speziellere und genauere diagnostische Kriterien. Der DSM-IV berücksichtigt im Gegensatz zur ICD-10 geschlechtsspezifische Unterschiede. Das alles macht es für die Forschung sehr interessant, jedoch für die Untersuchungen der Prävalenzen und Diagnostik sehr schwierig.
In der ICD-11 werden primäre Tic-Störungen den neurologischen und nicht den psychischen Krankheitsbildern zugeordnet (8A05.00-8A05.03), im DSM-V bei den Entwicklungsstörungen als dazugehöriges Krankheitsbild.
Da die Ursachen für Tics bisher noch unklar sind, ist davon auszugehen, dass es auch in Zukunft mit zunehmenden wissenschaftlichen Erkenntnissen weitere Änderungen der Definitionen des Tourette Syndroms geben wird.