Hypersensitivität der Amygdala als Reaktion auf emotionale Gesichtsausdrücke bei Tourette-Patienten

Das Tourette-Syndrom wird durch motorische und vokale Tics sowie einen hohen Grad an Impulsivität und emotionaler Dysregulation charakterisiert. Bildgebende Befunde deuten auf strukturelle Veränderungen der Basalganglien, des prefrontalen Cortex und Teilen des limbischen Systems hin.

Trotzdem ist keine Kopplung zwischen Verhaltens-Symptomen und den strukturellen Veränderungen der Amygdala bekannt. Ein Aspekt der täglichen sozialen Interaktionen ist die Wahrnehmung emotionaler Gesichtsausdrücke, die eng an die Funktion der Amygdala gekoppelt ist.

Die Autoren untersuchten daher die implizierte Unterscheidung von sechs emotionalen Gesichtsausdrücken in 19 erwachsenen Tourette-Patienten mittels fMRT. Im Vergleich zur gesunden Kontrollgruppe zeigten die Tourette-Patienten eine signifikant höhere Aktivität der Amygdala, die speziell bei furchtsamen, ängstlichen und neutralen Ausdrücken analysiert wurden. Die BOLD-Aktivität der linken Amygdala korrelierte negativ mit den Persönlichkeitszügen der Extraversion.

Die Autoren werden diese Ergebnisse als ein Ergebnis von entweder defizitärer frontaler Inhibition auf Grund struktureller Veränderungen oder als Desynchronisation der Interaktion des cortico-striato-thalamo-corticalen Netzwerkes innerhalb von Strukturen des limbischen Systems diskutieren. Die Daten zeigen ein verändertes Muster implizierter Unterscheidungen von Emotionen und betonen die Notwendigkeit, bei der Wahl zwischen pharmakologischen und Verhaltenstherapien motorische und nicht-motorische Symptome des TS zu berücksichtigen.

Quelle:
Department of Psychiatry and Psychotherapy, RWTH Aachen University, Aachen, Germany
World J Biol Psychiatry. 2010