Behandlung von ADHD mit Atomoxetin bei gleichzeitigem Tourette-Syndrom: Reduktion der Hemmung im motorischen Cortex korreliert mit der Besserung der klinischen Symptomatik
Bei Kindern mit ADHD variiert die klinische Reaktion auf den selektiven Norepinephrin-Reuptake-Hemmer Atomoxetin (ATX). Die Autoren gingen der Frage nach, ob bei Kindern mit Tourette-Syndrom die klinische Reaktion auf ATX mit Veränderungen in der kurzintervalligen cortikalen Inhibition (SICI, short interval cortical inhibition) korreliert. 14 Kinder mit Tourette Syndrom und ADHD im Alter zwischen 8 und 16 Jahren wurden für einen Monat mit ATX therapiert. Die ADHD wurde bewertet und die SICI wurde zu Beginn der Therapie und nach einem Monat mittels transcranieller Magnesttimulation gemessen. Elf Kinder mit einem mittleren ADHD-Score von 31,8 +/- 8,2 beendeten die Studie. Nach einem Monat variierten die Veränderungen des ADHD-Scores von einer Zunahme um 4 Punkte bis zu einer Abnahme (Verbesserung) um 24 Punkte (mittlere Veränderung 9,6+/-9,1). Dabei korrelierten die Veränderungen bzgl der ADHD-Scores mit einer Reduktion der SICI (r=4, p=10).
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass eine Therapie mit Atomoxetin für einen Monat in Kindern mit Tourette Syndrom eine korrelierte Verbesserung der ADHD-Symptomatik und paradoxerweise eine Reduktion der cortikalen Inhibition bewirkt. Die durch transcranielle Magnesttimulation hervorgerufene SICI bei ADHD mit Tourette Syndrom könnte ein Biomarker von Mangel und kompensatorischen Veränderungen innerhalb des cortikalen interneuronalen Systems sein. Eine effektive Therapie mit Atomoxetin vermag die kompensatorischen Prozesse zu verstärken und somit SICI zu reduzieren.
Quelle:
Division of Neurology, Cincinnati Children’s Hospital Medical Center, and The University of Cincinnati, Department of Neurology, USA
J Atten Disord. 2008