Bildgebungsbefunde bei Kindern und Jugendlichen mit ADHS, Tic-Störungen und Zwangserkrankungen

ADHS, Tic-Störung, Tourette-Syndrom und Zwangsstörung sind gekennzeichnet durch Defizite in der Handlungskontrolle und treten überzufällig häufig komorbid auf. Es bestehen Hinweise auf eine gemeinsame neurobiologische Basis. Der folgende Übersichtsartikel fasst Ergebnisse aus Bildgebungsstudien zu diesen Störungen im Kindes- und Jugendalter zusammen, wobei strukturelle und funktionelle Befunde durch Magnetresonanztomographie einen Schwerpunkt einnehmen.

Übereinstimmend zeigen sich im Vergleich zu gesunden Kontrollen morphologische Veränderungen im Bereich von Basalganglien und präfrontalem Kortex sowie abnorme Aktivierungen in fronto-striatalen Systemen. Vor allem beim ADHS und Tourette-Syndrom werden präfrontale Abweichungen gefunden, die beim letzteren milder ausgeprägt sind und unter Umständen auf Kompensations-mechanismen zurückzuführen sein könnten.

Beim ADHS finden sich zusätzlich kleine, globale morphologische Veränderungen im gesamten Kortex und im Zerebellum, beim Tourette-Syndrom werden zudem Auffälligkeiten im okzipitalen Kortex beschrieben.

Bei der Zwangserkrankung bestehen weitere strukturelle und funktionelle Aberrationen im Bereich von Amygdala und Thalamus und zudem orbito-frontale Funktionsveränderungen, die beim ADHS eher im ventralen präfrontalen Kortex zu finden sind.

Diese Befunde scheinen insgesamt mit Störungen in kortiko-striato-thalamiko-kortikalen Regelkreisen assoziiert zu sein und u. a. in Verbindung mit Dysfunktionen im Bereich der Inhibition von moto-rischen Reaktionen, impulsiven Handlungen und unerwünschten Gedanken zu stehen.

Generell wird die Aussagekraft und Vergleichbarkeit vieler Studien durch kleine und heterogene Gruppen sowie methodische Unterschiede eingeschränkt.
Quelle:
Zeitschrift für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie 2006

Timo D. Vloet, Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und -Psychotherapie, Universitätsklinikum Aachen, Ärztliche Direktorin: Prof. Dr. B. Herpertz-Dahlmann