Dieser Aufatz will eine Übersicht zum Thema Tourette-Syndrom in Kindern liefern mit einem speziellen Schwerpunkt auf medikamentösen Therapien. Trotz des zunehmenden Wissens der neurophysiologischen Basis von Tics im Zusammenhang mit dem Tourette Syndrom gibt es bislang keine idealen universalen Behandlungen. Betroffene Kinder können die unterschiedlichsten Phänotypen zeigen, die fallspezifisch behandelt werden müssen, wobei gut informierte Eltern und Patienten zusammen mit dem Arzt Risiken und Nutzen der jeweiligen Therapie abwägen müssen.
Der Tourette Syndrom-Patienten behandelnde Arzt wird mit einem großen Spektrum in bezug auf Tic-Schwere, Komorbiditäten und Reaktion auf Therapien konfrontiert.
Die Hauptaufgabe für ihn ist, die hauptsächlichen Ursachen für Beeinträchtigungen zu finden und Prioritäten in bezug auf die Therapie zu setzen. Eine allgemeine Therapie beinhaltet Erziehung, psychosoziale Aspekte und Interventionen in bezug auf die Schule sowie die Wahl des richtigen Medikaments aus einer großen Gruppe pharmakologischer Substanzen.
Entscheidungen hinsichtlich der Therapie sollten in Zusammenarbeit von Patient, Familie und Arzt getroffen werden nach einer sorgfältigen Diskussion der Schwere der Symptome, des gewünschten Ergebnisses, der psychosozialen Beeinträchtigung, der realistischen Erwartungen an die Therapie sowie möglicher Nebenwirkungen.
Auf Grund des wechselnden Verlaufs der Tic-Symptomatik beim Tourette Syndrom beobachten die Ärzte die Patienten oft über Wochen, bevor sie eine Therapie beginnen basierend auf der Annahme, dass die Tics auch im günstigsten Fall so schwer sind, dass eine Therapie wünschenswert wäre.
Die Autoren empfehlen, bei Kindern, bei denen eine Pharmakotherapie wünschenswert ist, mit Guanfacine (Estulic) oder Clonidin (Catapresan) zu beginnen, speziell wenn Hyperaktivität vorliegt.
Die nächste Wahl wäre ein niedrigdosiertes Neuroleptikum. Geduld und eine genaue Kontrolle der Wirksamkeit und der Nebenwirkungen sind erforderlich, sobald eine Therapie begonnen wurde um ein akzeptables Gleichgewicht zwischen Tic-Steuerung und Nebenwirkungen zu erreichen. Die Behandlungen sollten gezielt auf spezifische Symptome und Komorbiditäten wie ADHD oder Zwangsverhalten gerichtet sein.
Ärzte tendieren dazu, erst die Komorbiditäten zu therapieren, da sie häufig die meisten Schwierigkeiten verursachen. Manchmal führt die erfolgreiche Therapie von Komorbiditäten auch zu einer Besserung der Tic-Symptomatik.
Quelle:
Yale University School of Medicine, Child Study Center, PO Box 207900, New Haven, USA