Mechanismen der Neurotransmission von Dopamin und Serotonin beim Tourette-Syndrom: Hinweise aus einer neurochemischen in-vivo-Studie mittels PET

Beim Tourette-Syndrom handelt es sich um eine neuropsychiatrische Erkrankung, die im Kindesalter einsetzt und durch motorische und vokale Tics gekennzeichnet wird. Zwangsverhalten (OCD) tritt häufig als Komorbdität auf. Eine Dysfunktion im tonischen und phasischen Dopamin- und Serotonin-Metabolismus könnte bei der Pathophysiologie des Tourette Syndroms eine Rolle spielen.

Die Autoren bestimmten simultan die Dichte, Affinität und Verteilung im Gehirn des Dopamin-D2-Rezeptors (D2-R), das Bindungspotentials (BP) des Dopamin-Transporters und die durch Amphetamin induzierte Dopaminfreisetzung DA(rel) in 14 Erwachsenen mit Tourette Syndrom und 10 gesunden Probanden. Sie bestimmten ferner die Gehirnverteilung und BP von Serotonin 5-HT(2A) Rezeptoren (> 5-HT (2A)R), sowie das BP von Serotonin-Transportern (SERT) BP, in 11 Probanden mit Tourette Syndrom und 10 gesunden Kontrollen. Im Vergleich mit Kontrollen war die Dopaminfreisetzung im ventralen Striatum in Patienten mit Tourette Syndrom signifikant erhöht. Erwachsene mit Tourette Syndrom und OCD zeigten einen signifikanten Anstieg an D(2)-R im linken ventralen Striatum. SERT BP war bei Patienten mit Tourette Syndrom (Tourette Syndrom +OCD und Tourette Syndrom -OCD) im mittleren Gehirn sowie im Caudatus/Putamen deutlich erhöht. Bei 3 Personen mit Tourette Syndrom +OCD, in denen D(2)-R, 5-HT(2A)R, and SERT innerhalb eines Jahres bestimmt wurden zeigte sich eine schwach signifikante Erhöhung von DA(rel) und 5-HT(2A) BP, im Vergleich zu Tourette Syndrom -OCD-Patienten und gesunden Kontrollen.

Die Studie bestätigt mit einer größeren Patientenzahl und einer PET mit besserer Auflösung frühere Befunde der Autoren, die besagten, dass eine vermehrte Dopaminfreisetzung eine primäre Störung beim Tourette Syndrom darstellt. Die Befunde einer möglichen Anhebung von 5-HT(2A)R in Individuen mit Tourette Syndrom mit erhöhter Dopaminfreisetzung lässt einen Zustand einer vermehrten phasischen Dopaminfreisetzung vermuten, die durch niedriges Serotonin moduliert wird und zwar bei gleichzeitiger OCD.

Quelle:
Division of Nuclear Medicine, Russell H Morgan Department of Radiology and Radiological Science, Baltimore, MD, USA Neuropsychopharmacology. 2007 Nov