Eine Entwicklungs-Studie zur Selbst-Kontrolle beim Tourette-Syndrom

Störungen in der Reifung von Bereichen des Nervensystems, die eigenregulatorische Prozesse vermitteln, könnten zur Entwicklung des Tourette-Syndroms beitragen, indem sie motorische und vokale Tics aus der regulatorischen Steuerung entlassen.

Das Ziel der vorliegenden Studie war es, Alterskorrelationen der funktionalen Aktivität in neuralen Schaltkreisen zu analysieren, die der eigenregulatorischen Steuerung bei Kindern und Erwachsenen förderlich sind. Bei den Teilnehmern der Studie handelte es sich um 136 Kinder und Erwachsene, von denen 66 am Tourette Syndrom erkrankt waren. Während der Durchführung des Stroop-Testes verglich der Autor BOLD-Daten (blood-oxygen-level dependent) der funktionellen MRT (f-MRT) in Tourette Syndrom -Patienten mit denen gesunder Kontrollen. Ein generelles lineares Modell der Stroop-bezogenen Aktivierungen wurde angewendet, um unterschiedliche Effekte von Alter und Verhalten auf Veränderungen der eigenregulatorischen Kontrolle in beiden Gruppen zu vergleichen. Es zeigte sich, dass sich beide Gruppen hinsichtlich der Korrelation von Alter und regionaler Hirnaktivität während des Erfüllens der Aufgabe signifikant unterschieden.

Mit zunehmendem Alter deaktivieren Tourette Syndrom-Patienten die Brodmann-Bereiche 10, 24 (ventraler prefrontaler Cortex) und 31 (Cortex cingulatus posterior) offensichtlich weniger. Eine größere Aktivität in den bilateralen frontostriatalen Regionen (Brodmann-Bereiche 9/46, 45/46; Nucleus lenticularis; und Thalamus) gingen bei Tourette Syndrom-Patienten mit einer geringeren Leistungsfähigkeit einher, die bei normalem Verhalten im Stroop-Test vermuten lässt, dass eine größere Aktivität des frontostriatalen System Tourette Syndrom Patienten dabei hilft, Aufgaben wie den Stroop-Test zu erfüllen. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass normative entwicklungsbezogene Korrelationen der Hirnaktivität im frontostriatalen Bereich, die der eigenregulatorischen Kontrolle dienlich sind, bei Tourette Syndrom-Patienten gestört sind.

Dies ist wahrscheinlich eine Folge größerer anatomischer und funktioneller Störungen in diesen Bereichen bei Tourette Syndrom-Patienten, was zu einer gestörten Kontrolle des Tic-Verhaltens führt. Eine reduzierte Default-Mode-Verarbeitung im ventralen prefrontalen Cortex und im Cortex cingulatus posterior in Erwachsenen mit Tourette Syndrom lässt vermuten, dass sie größere Schwierigkeiten haben, mentale Prozesse bei stark fordernden Aufgaben einzuleiten.

Trotzdem scheinen Tourette Syndrom-Patienten normale Entwicklungsprozesse in Hirnarealen, die die altersbezogene Verbesserungen der eigenregulatorischen Kontrolle fördern, zu kooptieren, während sie damit kämpfen, eine adäquate Leistung zu erbringen.

Quelle:

Department of Psychiatry, New York State Psychiatric Institute and the College of Physicians and Surgeons, Columbia University, 1051 Riverside Dr., Unit 74, New York, NY 10032, USA

Rachel Marsh, Ph.D., Hongtu Zhu, Ph.D., Zhishun Wang, Ph.D., Pawel Skudlarski, Ph.D. and Bradley S. Peterson, M.D.
Am J Psychiatry. 2007