Die Hypothese, dass allgemeine Infektionen den Beginn und den Verlauf von Tic-Erkrankungen und früh einsetzenden Zwangserkrankungen (OCD) bei Kindern beeinflussen können, steht seit Längerem. Bislang haben sich die meisten Untersuchungen auf die Hypothese einer molekularen Mimikry und humoraler Immunantworten konzentriert. Die vorliegende Studie erfolgte, um der Frage nachzugehen, ob Cytokingehalte in Zusammenhang mit der angeborenen Immunreaktion oder der T-Zell-Aktivierung unter Ausgangsbedingungen oder während Perioden einer Symptomverschlechterung verändert sind. 46 Patienten mit Tourette Syndrom und/oder OCD (Alter 7-17 Jahre) und 31 Kontrollen nahmen an der Studie teil. Eine Bewertung der klinischen Symptome und eine Serumentnahme erfolgte regelmäßig und die Serumkonzentrationen an 10 Cytokinen wurden wiederholt bestimmt.
Es zeigte sich, dass die Ausgangskonzentrationen an Interleukin-12 und Tumor-Neurosefaktor-Alpha (TNF alpha) in Patienten mit Tourette Syndrom und/oder OCD im Vergleich zu Kontrollen erhöht waren. Beide Marker stiegen in Phasen einer Symptomverschlechterung weiter an. Diese Befunde vermuten, dass eine Symptomverschlechterung mit einem entzündlichen Prozess assoziiert ist, der durch systemische oder lokale Synthesen von Cytokinen vermehrt wird, die das zentrale Nervensystem involvieren könnten.
Die Autoren sind der Ansicht, dass in der Zukunft weitere Studien mit Kindern mit neuropsychiatrischen Erkrankungen die Beteiligung der angeborenen und T-Zell-Immunität überprüfen sollten.
Quelle:
Leckman JF, Kattsovich L, Kawikova I, Lin H, Zhang H, Kronig H, Morshed S, Parveen S, Grantz H, Lombroso PJ, King RA.
Child Study Center, Yale University School of Medicine, New Haven, CT 06520-7900, USA
Biol Psychiatry. 2005