Beim Tourette-Syndrom handelt es sich um eine neuropsychiatrische Erkrankung mit motorischen und vokalen Tics. Der Beginn der Krankheit liegt in der Kindheit; zahlreiche Patienten erleben später eine Reduktion von Tic-Stärke und –frequenz, so dass man davon ausgeht, dass die beteiligten Regelkreise eine Rolle während der Entwicklung spielen. Die Forschung hat sich bislang vorwiegend auf den cortico-striato-thalamo-corticalen Regelkreis fokussiert, doch lassen klinische Symptome und neuere bildgebende Verfahren vermuten, dass auch limbische Strukturen beteiligt sind.
Die Autoren erfassten diffusionsgewichtete MRT-Daten bei 1.5 T in 15 erwachsenen Patienten, die die DSM-IV-TR Kriterien für TS erfüllen und in einer gesunden Kontrollgruppe. Basierend auf dem Harvard-Oxford-Atlas für subcortikale Strukturen untersuchten sie die Mikrostruktur der Nuclei der grauen Substanz wie Nucleus accumbens, Amygdala, Putamen, Pallidum und Thalamus. Die Basalganglien und der Thalamus zeigen beim direkten Vergleich zwischen TS-Patienten und gesunden Kontrollen keine signifikanten Unterschiede hinsichtlich der Diffusionsindices. Innerhalb der TS-Gruppe zeigen die Korrelationskoeffizienten zwischen Diffusionsparametern und Messungen der Tic-Schwere, dass die individuelle Mikrostruktur der Basalganglien einen Einfluss auf den individuellen klinischen Phänotyp hat. Untersuchungen der Mikrostruktur der Amygdala und des Nucleus accumbens bei TS zeigt einen signifikanten Unterschied für den linken Nucleus accumbens und die rechte Amygdala.
Die Befunde lassen zwei pathophysiologische Muster bei TS vermuten. Ein Muster könnte die veränderte Konnektivität anzeigen, basierend auf der Korrelation zwischen der erhöhten mittleren und axialen Diffusivität in den Basalganglien und der Tic-Schwere. Das andere Muster ist charakterisiert durch einen Anstieg der radialen Diffusivität in der Amygdala und der Korrelation zwischen radialer Diffusivität im Nucleus accumbens und Tic-Messungen, die eine möglicherweise veränderte Myelinierung andeuten.
Quelle:
Institute of Neuroscience and Medicine, Forschungszentrum Juelich GmbH, Juelich, Germany
Neurosci Lett. 2011 Jan