Der Zusammenhang zwischen dem Immunsystem und Entwicklungsstörungen des Nervensystems wurde bislang intensive im Falle von Autismus untersucht. Die Ergebnisse lassen im Zuge der Entwicklung bei der Modulierung der synaptischen Konnektivität eine mögliche Beteiligung der zellulären und humoralen Immunantwort vermuten. Eine ähnliche Verknüpfung wurde auch für das Tourette-System postuliert, eine komplexe multifaktorielle Erkrankung, bei der das Zusammenspiel von genetischen, umweltbedingten, hormonellen und immunologischen Faktoren von Bedeutung sein könnte.
Eine Analyse der Lymphozyten-Unterpopulationen bei TS-Patienten lässt eine systemische Aktivierung verschiedener T- und B-Zellen vermuten, während die beobachtete verminderte Anzahl regulativer T-Zellen die Patienten für ein Autoimmungeschehen disponieren könnten.
Gene für die zell- und antikörpervermittelte Immunreaktionen können bei Jugendlichen mit TS in einem bestimmten Alter eine übermäßige Expression zeigen. Daten von Cytokin-Messungen und transkriptomische Profile bei TS-Patienten stimmen mit der systemischen Aktivierung des Immunsystems, wie sie in Studien zu Lymphozyten-Unterpopulationen nachgewiesen wurden, überein. Darüber hinaus zeigten TS-Patienten eine IgG3 und IgA-Dysgammaglobulinämie, was sie für Infektanfälligkeit und Autoimmungeschehen prädisponiert.
Bislang konnte kein Zusammenhang zwischen TS und Autoantikörpern nachgewiesen werden. Interessant ist, dass es bei TS-Patienten häufiger eine familiäre Häufung von Autoimmunerkrankungen mütterlicherseits gibt. Schließlich könnten TS-Patienten anfällig sein für Allergien wie Asthma, atopische Dermatitis, Rhinitis, und Konjunktivitis doch besteht hier noch weiterer Forschungsbedarf.