Kinder mit neurologischen Erkrankungen könnten gemeinsamen Entwicklungsbahnen folgen, während derer sie kompensatorischen neuroplastischen Veränderungen in der Gehirnstruktur und -funktion unterliegen, die ihnen helfen, Kontrolle über ihre Symptome zu bekommen.
Die Autoren verwendeten Verhaltenstests und Methoden zur Abbildung des Gehirns, um diese Vermutung bei Kindern mit Tourette-Syndrom (TS) zu überprüfen.
Mit Hilfe von Aufgaben, die ein hohes Maß an manueller Steuerung voraussetzen, konnte gezeigt werden, dass Personen mit TS eine verstärkte Kontrolle ihrer Motorik zeigen.
Mit Hilfe der diffusionsgewichteten Kernspintomographie konnten zudem weitreichende Unterschiede in der weißen Substanz von TS-Gehirnen aufgezeigt werden, die Veränderungen im Corpus callosum und im Bereich des Forceps minor beinhalten, über welche sich Aussagen zur Schwere der Tics machen lassen. Besonders wichtig ist, dass die Autoren zeigen konnten, dass die Aufgabenerfüllung in der TS Gruppe anders als in der Kontrollgruppe sich auf Grund der Mikrostruktur der weißen Substanz vorhersagen lässt, die die Forceps-minor-Wege beinhalten, welche zum prefrontalen Cortex führen. Auch über BOLD-MRT-Abbildungen von prefrontalen Bereichen, die diese Gehirnareale verbinden, sind Aussagen zur Augabenerfüllung möglich.
Diese Ergebnisse liefern Hinweise auf kompensatorische Reorganisationen des Gehirns, die den gesteigerten Eigenregulationsmechanismen unterliegen können, welche hypothetischerweise zur Kontrolle der Tics während der Adoleszenz führen können.
Quelle:
WCU Department of Brain and Cognitive Engineering, Korea University, South Korea; School of Psychology, The University of Nottingham, UK
Curr Biol. 2011 Apr