Koprophänomene beim Tourette-Syndrom

Das Ziel der beschreibenden Studie war es, das Vorkommen und die Zusammenhänge von Koprophänomenen (unfreiwillige Expression von gesellschaftlich nicht akzeptierbaren Wörtern oder Gesten) in Individuen mit Tourette-Syndrom zu analysieren.

Daten der Teilnehmer wurden der Datenbank des Internationalen Tourette-Syndrom-Konsortiums entnommen (Tourette Syndrome International Database Consortium). Ein spezieller Fragebogen zur Datenerfassung wurde für eine Untereinheit von 597 neuen Patienten mit TS von 15 Stellen in 7 Ländern vervollständigt.

Zur Koprolalie kam es irgendwann im Leben bei 19,3 % der Männer, und 14.6% der Frauen und zur Kopropraxie bei 5.9% der Männer und 4.9% der Frauen. Koprolalie war dreimal so häufig wie Kopropraxie, mit einem durchschnittlichen Einsetzen im Alter von 11 Jahren, 5 Jahre nach Beginn der Tics. Bei 11 % der Patienten mit Koprolalie und 12 % derer mit Kopropraxie gehörten diese Koprophänomene zu den ersten Symptomen des TS. Das Einsetzen von Tics, Koprophänomenen, das Riechen an Nicht-Nahrungsmitteln sowie das Spucken standen in engem Zusammenhang.

Ein frühes Einsetzen der Koprophänomene steht nicht im Zusammenhang mit einer längeren Fortdauer dieser Symptomatik. Die stärksten Zusammenhänge der Koprophänomene bestehen zur Häufigkeit von repetitiven Verhaltensweisen, die keine Tics sind, mit Spucken und einem unpassenden Sexualverhalten.

Obwohl es sich bei Koprophänomenen um eine häufig gefürchtete Möglichkeit im Verlaufe der TS-Erkrankung handelt, kommt es lediglich bei ca 1 von 5 Patienten dazu. Da der Verlauf und die jeweiligen Auswirkungen der Koprophänomene sehr unterschiedlich sind, ist zusätzliche Forschung vonnöten um bessere Beratungen und prognostische Informationen liefern zu können.

Quelle:
University of British Columbia, Vancouver, BC, Canada, USA
Dev Med Child Neurol. 2009