Metabolische Störungen bei anregenden und hemmenden Neurotransmittern spielen bei der Pathogenese des Tourette-Syndroms wahrscheinlich eine Rolle. Das Ziel der vorliegenden Studie war es, die Serumkonzentrationen an Glutaminsäure, Gamma-Aminobuttersäure (GABA) und Glycin bei Tourette-Patienten zu bestimmen und mögliche Korrelationen zwischen Neurotransmitter-Gehalten, dem Alter bei Beginn des Tourette Syndroms, dem aktuellen Alter, dem Geschlecht, der Tic-Schwere, der Dauer der Krankheit und anderen psychiatrischen Erkrankungen zu erstellen. 67 Tourette Syndrom -Patienten im Alter von 16-59 Jahren und 57 gesunde Kontrollen im Alter von 19-37 Jahren nahmen an der Studie teil.
Informationen zum Verlauf der Krankheit und sonstige Daten wurden mit Hilfe eines kleinen Fragebogens gesammelt. 67 % der Patienten nahmen zur Zeit der Untersuchung keine Medikamente und der Rest hatte die Medikation vor der Untersuchung für 24 h unterbrochen. Die Blutproben wurden nach einer Fastendauer von 12 h genommen und mittels HPLC analysiert. Es zeigte sich, dass die TS-Gruppe höhere Gehalte an Glutaminsäure und niedrigere GABA-Gehalte aufwies als die Kontrollen. Die Glycin-Konzentrationen waren vergleichbar. Zwischen Patienten mit und ohne Medikation zeigten sich keine Unterschiede bezüglich der Konzentration an Neurotransmittern. Patienten mit komorbider Zwangserkrankung und schweren Tics zeigten höhere Glutamatgehalte. Die Glutamatkonzentration korrelierte positiv mit der Anzahl komorbider Erkrankungen während die GABA-Konzentrationen bei Patienten mit Komorbiditäten negativ mit der Anzahl an Verhaltensstörungen korrelierten. Es gab keine Korrelation zwischen analysierten Neurochemikalien und Alter, Geschlecht oder Dauer der Krankheit.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass das Ungleichgewicht zwischen anregenden und inhibitorischen Systemen im Gehirn von Tourette Syndroms-Patienten durch die Veränderungen an Glutamat- und GABA-Gehalten im Serum reflektiert werden. Bei Glutamat und GABA könnte es sich somit um Biomarker der Krankheit handeln und hohe Konzentrationen an Glutamat könnten auf einen schwereren Verlauf des Tourette Syndrom hindeuten.
Quelle:
Katedra i Klinika Neurologii, Warszawski Uniwersytet Medyczny
Neurol Neurochir Pol. 2010