Das Tourette-Syndrom und ADHD treten häufig in Kombination auf, auch wenn die Ursache der Komorbidität ungewiss ist. Ein niedriges Geburtsgewicht gilt bekanntermaßen als Risikofaktor für ADHD.
Das Ziel der vorliegenden Studie war es, den Zusammenhang zwischen pränataler und perinataler Morbidität und der komorbiden Diagnose von ADHD in Kindern mit dem Tourette Syndrom zu bewerten. Die Studie mit Kindern, bei denen das Tourette Syndrom diagnostiziert worden war, wurde an einer speziellen Klinik durchgeführt. Untersucht wurden Kinder mit Tourette Syndrom und ADHD, Kontrollen litten nur am Tourette Syndrom, aber nicht an ADHD.
Das Durchleben prä- oder perinataler Morbiditäten wurde an Hand einer Befragung der Eltern und demographischer Informationsbroschüren ermittelt. 353 Kinder nahmen an der Studie teil, 181 Fälle mit Tourette Syndrom und ADHD und 172 Kontrollen.
Kinder mit Tourette Syndrom und ADHD zeigten eine größere Häufigkeit für ein geringes Geburtsgewicht, Unreife, Atmungsprobleme und Mütter, die während der Schwangerschaft rauchten, als die Kinder, die nur am Tourette Syndrom litten. Ein multivariables, logistisches Regressionsmodell fand angepasste Quotenverhältnisse (odds ratio) für die komorbide Diagnose des Tourette Syndroms und ADHD von 2.74 (95% CI 1.03-7.29, p = 0.04) in Kindern mit geringem Geburtsgewicht und von 2.43 (95% CI 1.23-4.82, p = 0.01) für Kinder von rauchenden Müttern.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass bei Kindern mit geringem Geburtsgewicht oder mit rauchenden Müttern eine höhere Wahrscheinlichkeit für eine Komorbidität von Tourette Syndrom und ADHD besteht, als bei Kontrollen. Die Gemeinsamkeit der Risikofaktoren unterstützt die Hypothese einer gemeinsamen zugrunde liegenden Neurobiologie. Frauen mit Feten mit einem Risiko für das Tourette Syndrom sollten nicht rauchen und andere potenzielle Ursachen für ein geringes Geburtsgewicht vermeiden um das Risiko eines komorbiden ADHDs zu minimieren.
Anm. D. Übers: Als Perinatalperiode wird der Zeitraum von der 22. Schwangerschaftswoche bis zum siebten Lebenstag des Kindes bezeichnet.
Quelle:
Department of Clinical Neurosciences and Pediatrics, University of Calgary, Calgary, Alberta, Canada
J Dev Behav Pediatr. 2009