Schizotype Persönlichkeitszüge beim Gilles de la Tourette-Syndrom

Beim Gilles de la Tourette-Syndrom handelt es sich um eine chronische Tic-Erkrankung, die häufig mit komorbiden Psychopathologien assoziiert ist. Dazu gehören Zwangserkrankungen, ADHD und affektive Instabilität. Hinweise auf eine Kopplung von Tourette Syndrom und Schizophrenie-ähnlichen Symptomen sind begrenzt und zweifelhaft trotz eines gemeinsamen mutmaßlichen Substrats, das eine dopaminergen Dysfunktion innerhalb des frontostriatalen Schaltkreises bedingt.

Das Ziel der vorliegenden Studie war es, das Vorkommen schizotypaler Merkmale beim Tourette Syndrom zu quantifizieren und Aussagen bzgl der Beziehung zwischen schizotyper und komorbider Psychopathologie zu ermitteln.
102 Patienten mit Tourette Syndrom wurden mittels eines Fragebogens zur schizotypen Persönlichkeit und mit Systemen zur neurologischen und psychiatrichen Einstufung bewertet. Der Zusammenhang zwischen Schizotypie, Tic-bezogenen Symptomen und psychiatrischen Komorbiditäten wurde mittels Korrelations- und Regressionanalytik bewertet. Innerhalb der Klinik-Patienten wurden 15 % mit einer schizotypen Persönlichkeit gemäß DSM-IV-Kriterien diagnostiziert. Die stärksten Prädiktoren für eine Schizotypie waren Zwangserkrankungen und Angststörungen. Das Vorkommen von multiplen psychiatrischen Komorbiditäten korrellierte positiv mit dem Grad der Schizotypie.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass schizotype Merkmale bei Patienten mit Tourette Syndrom relativ häufig auftreten und das Vorkommen komorbider Psychopathologien wiederspiegeln. Diese ersten Ergebnisse der Autoren untermauern die Vermutung, dass der Tic-Expression, dem Zwangsverhalten und speziellen schizotypen Merkmalen eine gemeinsame neurochemische Ursache zugrunde liegt.

Quelle:
Sobell Department of Motor Neuroscience and Movement Disorders, UCL Institute of Neurology, London, UK
Acta Neurol Scand. 2007