Oral verabreichtes Delta 9-tetrahydrocannabinol verbessert hartnäckiges Gilles de la Tourette-Syndrom bei einem Heranwachsenden durch Steigerung der intrakortikalen Inhibition: ein Fallbericht

Das Ziel der vorliegenden Studie war es, den klinischen Verlauf einer Therapie mit Delta 9-tetrahydrocannabinol (Delta 9-THC) bei einem Jungen mit Gilles de la Tourette-Syndrom (TS) und comorbidem ADHD zu beschreiben und zwar in Beziehung zu den Plasmagehalten an Delta 9-THC und der intrakortikalen Inhibition wie sie mittels transcranieller Magnetstimulation gemessen wurde.

Der klinische Verlauf und die neurophysiologischen Messungen wurden bei einem 15 Jahre alten Jungen mit therapieresistentem TS plus ADHD durchgeführt, bei dem die Erkrankungen zu schweren physischen und psychosozialen Beeinträchtigungen führten. Die Verabreichung von Delta 9-THC verbesserte die Tics beträchtlich, ohne schwere Nebenwirkungen und erlaubte eine parallele Stimulantien-Therapie des ADHDs.

Im Zusammenhang mit der Delta9-THC-Therapie nahm die intrakortikale Inhibition zu, was sich an der verstärkten kurzintervalligen intrakortikalen Inhibition und der Verlängerung der kortikalen „Silent Period“ zeigte.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Delta9-THC eine erfolgreiche Alternative für Patienten darstellen kann, die an einem schweren TS leiden, das auf klassische Therapien nicht anspricht. Speziell bei durch eine Stimulantientherapie verschlimmerten Tics kann Delta9-THC eine erfolgreiche Therapie von comorbidem ADHD ermöglichen. Die Steigerung der intrakortikalen Inhibition könnte durch eine modulierende Freisetzung verschiedener Neurotransmitter wie Dopamin und gamma-Aminobuttersäure vermittelt werden. Weitere Studien sind erforderlich um die Befunde zu bekräftigen.

Quelle:
Department of Psychiatry and Psychotherapy, Georg-August-University Göttingen, Göttingen, Germany
J Clin Psychopharmacol 2010