Die Koexistenz von Tics und ADHD hat wichtige klinische und wissenschaftliche Auswirkungen.
Bislang existierende Daten zum gleichzeitigen Vorkommen von Tics und ADHD stammen in der Regel aus Studien im kleinen Maßstab in ausgewählten Stichproben und sind daher heterogen.
Das Nordbaden-Projekt beinhaltet die kompletten Daten ambulanter Patienten von mehr als 2,2 Millionen Personen, was 2003 82% der regionalen Bevölkerung entspricht. Basierend auf der Zahl diagnostizierter Fälle an Tics, Tourette und ADHS bestimmten die Autoren die Rate der administrativen Prävalenz (Vorkommen in Behandlungseinrichtungen) und die Rate für eine Koexistenz über 12 Monate.
Tic-Störungen und ADHS wurden am häufigsten in der Gruppe der 7-12 Jahre alten Personen diagnostiziert (jegliche Tic-Störung 0,8%, ADHD 5%). Mit zunehmendem Alter nehmen die Unterschiede der administrativen Prävalenz zugunsten des männlichen Geschlechts ab.
Bei Personen über 30 Jahre werden Tic-Störungen etwas häufiger bei Frauen berichtet als bei Männern. Die höchste Rate einer Koexistenz von ADHD und Tics findet sich bei Heranwachsenden (13-18 Jahre, 15,1%)
Tics finden sich bei 2,3% der ADHD-Patienten. Die Raten der administrativen Prävalenz für Tic-Störungen und Torette Syndrom sind deutlich niedriger als die in auf Regionen bezogenen epidemiologischen Studien, was darauf hindeutet, dass eine große Anzahl an Fällen unter den gegenwärtigen Bedingungen der ambulanten Gesundheitsfürsorge nicht erkannt wird bzw. unbehandelt bleibt.
Quelle:
Institute for Innovation & Valuation in Health Care (InnoVal(HC)), Wiesbaden,; University of Applied Economic Sciences, Ludwigshafen; Department of Public Health, Social and Preventive Medicine, Mannheim Medical Faculty, University of Heidelberg, Germany
Eur Psychiatry. 2010 Apr