Dauer, negative Auswirkungen und neuropsychologische Prädiktoren einer Tic Suppression (Unterdrückung) in Kindern mit chronischen Tic-Erkrankungen

Chronische Tic-Störungen werden durch unfreiwillige motorische und vokale Tics charakterisiert, die durch kontextabhängige Faktoren beeinflusst werden. Neuere Forschungen haben gezeigt, dass

  • a) Kinder für kurze Zeit die Tics unterdrücken können,
  • b) die Suppression gesteigert wird, wenn für die Tic-freien Zeiten eine programmierte Verstärkung angeboten wird und
  • c) kurze Phasen einer Suppression nicht zu einem

„Rebound“ (Zurückschnellen) der Tic-Frequenz führt, wenn die aktive Tic-Suppression beendet ist.

Die gegenwärtige Studie weitet diese Forschungen weiter aus. Zuerst untersuchten die Autoren, ob die Fähigkeit zur Tic-Suppression abnimmt, wenn die Dauer der Suppression von 5 auf 25 oder 40 Minuten ansteigt.

Danach analysierten sie die Tic-Frequenz nach einer Suppression, um der Frage nachzugehen, ob längere Suppressionszeiten zu einem Rebound-Effekt führen und schließlich suchten sie nach sogenannten neuropsychologischen Prädiktoren (Anzeichen) der Tic-Suppression.

13 Kinder mit Tourette-Syndrom oder chronischen Tic-Störungen nahmen an der Studie teil. Die Ergebnisse zeigten, dass:

  • a) die Tic-Suppression über alle untersuchten Zeiten beibehalten werden konnte
  • b) dass für keine der Zeiten sogenannte Rebound-Effekte beobachtet werden konnten und
  • c) dass die Fähigkeit zur Tic-Suppression in einem CPT-Test (continuous performing test) mit Omissions-Fehlern aber nicht mit Commissions-Fehlern korreliert.

Anmerkung d.Übers:
Ein Continuous Performance Test (CPT) findet in zwei Versionen Anwendung. Dabei werden einzeln und nacheinander in zufälliger Abfolge entweder das Bild einer Katze oder eines Hundes (bzw. Huhn oder Fuchs als Version B) präsentiert. Bei einer spezifischen kritischen Sequenz (Hund, der unmittelbar auf die Katze folgt bzw. Fuchs auf Huhn) soll reagiert werden („hit“), bei allen anderen Stimuli soll die Reaktion unterdrückt werden. Die Anzahl der verpassten Targets (Omission-Fehler) wird als Maß für die Unaufmerksamkeit angesehen. Die Anzahl der falschen Alarme (Commission-Fehler) gilt als Maß für die Impulsivität. Auswirkungen dieser Befunde werden diskutiert.

Quelle:
Department of Psychology, University of Wisconsin-Milwaukee, 2441 E. Hartford Avenue, Garland Hall Room 224, Milwaukee, WI, 53211, USA
J Abnorm Child Psychol. 2008