Die tiefe Hirnstimulation (Deep Brain Stimulation) ist bei therapieresistentem Tourette-Syndrom vielversprechend

Bei der tiefen Hirnstimulation handelt es sich um eine vielversprechende minimal-invasive Therapie für Patienten mit therapieresistentem Tourette Syndrom, wie eine auf dem 11. Kongress der “European Federation of Neurological Societies (EFNS)” vorgestellte Studie zeigt.

In letzter Zeit wurde dem Tourette Syndrom viel Aufmerksamkeit geschenkt, zumal man inzwischen deutlich mehr Aspekte der Erkrankung versteht als in der Vergangenheit. Man weiß, dass es in der Regel vor dem 18.-21. Lebensjahr auftritt und sich in mehreren motorischen und vokalen Tics äußert, die sich mehrfach am Tag nahezu täglich zeigen können oder phasenweise über das Jahr verteilt.

Das Tourette Syndrom kann außerdem von komorbiden Erkrankungen wie sozial nicht angepasstem verhalten, Eigenverletzungen, Zwangsverhalten und ADHD begleitet sein. Je nach klinischer Klassifikation erfolgt die Medikation durch Tic-spezifische und oder ADHD-spezifische bzw. gegen Zwänge gerichtete Medikamente in Kombination mit Erziehungsmaßnahmen und unterstützenden Interventionen. Trotzdem wirken diese Therapien bei manchen Personen nicht oder zeigen nicht tolerierbare Nebenwirkungen. Diese Patienten stellen die Kandidaten für mehr invasive Verfahren wie die tiefe Hirnstimulation insbesondere, wenn sie unter deutlichen sozialen Beeinträchtigungen leiden.

Von 650 in der Italienischen Tourette-Gesellschaft geführten Tourette Syndrom-Patienten erfüllen 30 die Kriterien für eine tiefe Hirnstimulation, von denen 3 die Therapie verweigerten und bei 3 lehnten die Erziehungspersonen sie ab. Letztendlich beinhaltet die Studie die Ergebnisse von 22 Patienten, die sich einer Hirnstimulation unterzogen und länger als 6 Monate danach beobachtet wurden. Ausschlusskriterien waren schwere Kopfverletzungen, Läsionen im Gehirn sowie eine Anwendung von Dopamin-Rezeptor-Blockern vor der Erkennung von Tics sowie bereits implantierte elektrische Systeme, comorbide Erkrankungen, die einen chirurgischen Eingriff verhindern sowie psychosoziale Gründe.

Die primären Endpunkte beinhalteten die Wirksamkeit der Hirnstimulation in Bezug auf das Tourette Syndrom, die erforderliche Zeit zur Stimulation und gleichzeitige Medikationen. Target der Stimulation waren :
a) Centromedianus (CM)/parafascicularis (PF)/ventralis oralis (VO), Nuclei des Thalamus;

b) Globus pallidus internus (GPI) und

c) der Nucleus accumbens (NA).

Die Stimulationsparameter wurden folgendermaßen gewählt: für eine Amplitude von 2-5 V, eine Impulsbreite von 90-180 Mikrosekunden und eine Frequenz von 130-180 Hz.

Die Forscher registrierten nach der Stimulation deutliche Verbesserungen in bezug auf die Schwere der Tics (Yale Global Tic Severity Scale scores) mit stufenweisen Verbesserungen der Zwangssymptomatik (Yale-Brown Obsessive-Compulsive Scale für OCB und State-Trait Anxiety Inventory Score).

Außerdem zeigte sich eine kontinuierliche Verbesserung der Lebensqualität der Patienten über die 2 Jahre der Nachsorge. Gleichzeitig konnte die Comedikation reduziert werden: 23% brauchten keine Medikamente mehr und bei 73% konnte die Medikation um 50-75% reduziert werden. Lediglich bei einem Patienten konnte die Medikation nicht gesenkt werden.

chlussfolgernd lässt sich sagen, dass sich nur geringe Nebenwirkungen zeigten, so dass die Stimulation als gut, sicher und vielversprechend für das Tourette Syndrom bewerten lässt.

Quelle:
Ergebnisse vorgestellt im Rahmen von EFNS
Von Chris Berrie, BRÜSSEL, BELGIEN, 27. August, 2007