Erläuterungen zum Tourette-Syndrom: Perspektiven von Hypnose und Selbstregulation

Die biologische Psychiatrie zieht in der Regel eine medikamentöse Behandlung der nicht pharmakologischen vor und gibt damit die Art vor, in der Kliniker das Tourette-Syndrom behandeln und verstehen. Medikamentöse Therapien des Tourette Syndrom haben jedoch Nebenwirkungen und können für das zentrale Nervensystem toxisch sein. Außerdem sind gängige pharmakologische Ansätze häufig nicht wirksam und bewirken höchstens eine Reduktion der Tic-Symptomatik.

In dem vorliegenden Bericht beschreiben die Autoren, wie nicht pharmakologische Therapieansätze wie die fokussierte Aufmerksamkeit die Symptomatik des Tourette Syndrom modulieren, reduzieren oder sogar völlig eliminieren können und die zugrunde liegenden neurologischen Mechanismen zu erklären vermögen. Indem sie zeigen, dass die Symptome des Tourette Syndrom für selbst regulierende Interventionen wie Hypnose empfänglich sind, schlagen die Autoren vor, dass ein Aufmerksamkeits-Training angewendet werden kann, um die Krankheit zu therapieren und sie besser zu verstehen.

Zusammenfassung des Artikels durch den Übers:
Außer einigen Fällen, in denen die Tourette Syndrom -Symptomatik von Patienten durch Hypnosesitzungen in Kombination mit einer Verhaltenstherapie deutlich verbessert, wenn nicht sogar aufgehoben werden konnte, führen die Autoren Beispiele für eine kombinierte Therapie aus Verhaltenstherapie und Eigenhypnose an. Diese Kombination wurde bereits 1988 an 3 jugendlichen Tourette Syndrom-Patienten im Alter von 7, 8 und 12 Jahren erprobt, die an multiplen motorischen und vokalen Tics litten. Zunächst wurden die Tics sehr genau charakterisiert, wann und wie sie auftreten und welche Muskelgruppen sie betreffen. In einer ersten Phase mussten sich die Jugendlichen auf einen Tic festlegen, den sie zuerst loswerden wollten, diesen dann ganz genau beobachten und dann eine Art Eigenhypnose zur Muskelentspannung lernen.

In einer zweiten Phase ging es darum, die dem Tic vorausgehende Symptomatik (Druck) zu erkennen und zu lernen, diesem Druck und dadurch der Entstehung des Tics durch eine kompetitive Betätigung anderer Muskeln entgegenzuwirken. Die Jugendlichen konnten schließlich entscheiden, ob eine Selbsthypnose oder diese Umkehr des Verhaltens durch Anspannung eines kompetitiven Muskels ihnen mehr zur Vermeidung von Tics half.

Alle drei Patienten erfuhren eine deutliche Verminderung ihrer Tic-Symptomatik, auch wenn dies zum Teil erst nach längeren Therapiezeiten (bis zu 1 Jahr) deutlich wurde.

Quelle:
Vancouver Coastal Health Research Institute Canada
American Journal of Clinical Hypnosis 2007