Tourette-Syndrom: Vom Verhalten zur Biologie

Beim Tourette-Syndrom handelt es sich um eine chronische neuropsychiatrische Erkrankung, die durch motorische und vokale Tics charakterisiert wird. Eine Diagnose basiert auf klinischen Kriterien. Die Häufigkeit liegt geschätzt bei zwischen 1 und 10 je 1000 Kindern und jungen Erwachsenen und die Prognostik ist in der Regel günstig. Die meisten Patienten erfahren Besserungen nach der Pubertät. Betroffene Personen haben ein erhöhtes Risiko für comorbide neurologische Erkrankungen insbesondere Verhaltensauffälligkeiten, deren negative Effekte häufig die von Tics übertreffen.

Trotz Hinweisen, dass es sich beim Tourette Syndrom um eine vererbte Krankheit handelt, sind die genauen genetischen Anomalien unbekannt. Faktoren der Umgebung können eine wichtige Rolle bei der Expression von Tics spielen und eine poststreptokokkale Autoimmun-Ursache wird postuliert, ist aber noch nicht beweisen. Abbildungen des Gehirns, neurophysiologische und post-mortem-Untersuchungen unterstützen die Beteiligung des cortical-striatal, thalamocorticalen Bereiches aber die definitiven pathophysiologischen Mechanismen oder Anomalien in bezug auf Neurotransmitter sind unbekannt.

Neuere Befunde lassen auf eine prefrontale dopaminerge Anomalie schließen. Traditionelle Neuroleptika sind bislang die Standard-Therapie für das Tourette Syndrom doch steigt das Interesse an Arzneimitteln, die nicht zu den Neuroleptika zählen, an Verhaltenstherapien und chirurgischen Ansätzen.

Quelle:
Department of Neurology and Pediatrics, Johns Hopkins University School of Medicine, Baltimore, MD, USA, Singer HS
Lancet Neurol. 2005