Die gute Wirkungsweise von Medikamenten, die die Dopamin-Ressourcen mindern sowie Dopamin-Rezeptor-Antagonisten lassen eine dopaminergen Hyperaktivität beim Tourette-Syndrom vermuten.
In der vorliegenden Fallstudie mit 10 Tourette Syndrom-Patienten und 15 altersgemischten Kontrollen bewerteten die Autoren die präsynaptische und posstynaptische Dopamin-Funktion im Striatum (Hirnregion) mit Hilfe der 99m.Tc-TRODAT-1/123.I-IBZM SPECT (nuklearmedizinisches Diagnoseverfahren mit unterschiedlichen radioaktiven Tracern). Außerdem analysierten sie die Korrelationen zwischen den Bindungsstellen des Dopamin-Transporter (DAT)/D2-Rezeptors und die Schwere von Tics. Die Patienten 1-5 waren zuvor mit Haloperidol behandelt worden und waren nun seit wenigstens 3 Monaten vor der SPECT-Untersuchung ohne Medikation. Die Patienten 6-10 hatten keine Medikamente genommen.
Die Autoren fanden in bezug auf die Bindungsstellen des DAT- und D2-Rezeptors keine Unterschiede zwischen Tourette Syndrom -Patienten und gesunden Kontrollen. Sie konnten auch keine Assoziation zwischen den Bindungsstellen des DAT- und D2-Rezeptors im Striatum und der Tic-Stärke beobachten.
Die Befunde liefern keinen direkten Hinweis auf ein anomales Vorhandensein von DAT- oder D2-Rezeptoren beim Tourette Syndrom. Funktionelle Anomalien des dopaminergen Systems, d.h. Veränderungen in bezug auf die Synapsen-Freisetzung von endogenem Dopamin können nicht ausgeschlossen werden.
Anm. d.. Übers:
Von post mortem Untersuchungen, Tierversuchen und klinischen Studien ist der Zusammenhang zwischen der dopaminergen Neurotransmission und Bewegungsstörungen (insbesondere Parkinson-Syndromen) bekannt.
Mit SPECT können unterschiedliche funktionelle Aspekte der dopaminergen Neurotransmission in vivo dargestellt werden.
Derzeit stehen zwei Aspekte der dopaminergen Neurotransmission im Vordergrund von SPECT Untersuchungen: der präsynaptische Dopamintransporter (DAT) und der postynaptische Dopamin-D2-Rezeptorstatus.
In der vergangenen Dekade haben sich zahlreiche Untersuchungen mit der Beurteilung des postsynaptischen Dopamin-Rezeptor-Status mittels SPECT beschäftigt. Mit molekularbiologischen Methoden wurden bisher 5 verschiedene Dopaminrezeptoren identifiziert, die vereinfacht zu zwei Gruppen, den D1-artigen Rezeptoren (D1, D5) und D2-artigen Rezeptoren (D2, D3 und D4) zusammengefasst werden. Während über die Darstellung der D1-artigen Rezeptoren kaum (klinisch relevante) Berichte vorliegen, ist das D2-Rezeptor-System weit umfassender untersucht.
Quelle:
Department of Neurology, College of Medicine, National Cheng Kung University Taiwan
Psychiatry Res. 2008