Verhaltens- und emotionale Probleme in Heranwachsenden mit Tourette-Syndrom

Patienten mit Tourette-Syndrom tragen das Risiko einer Reihe an Verhaltens- und emotionalen Problemen, die zu sozialen, akademischen und beruflichen Beeinträchtigungen führen.
Die Studie versucht, die Art und Schwere von Verhaltens- und emotionalen Problemen in Taiwanesischen Heranwachsenden zu untersuchen.

Vierzig Heranwachsende mit Tourette Syndrom und normalem IQ sowie 30 in Bezug auf Alter und Geschlecht gemischte gesunde Kontrollen wurden mit Hilfe des YGTS (Yale Global Tic Severity Scale) und der CBC-Liste (Child Behavioral Checklist) analysiert, um die Schwere der Tic-Symptomatik sowie der Verhaltens- und emotionalem Probleme zu bewerten. Die Haupt-Betreuungspersonen der Heranwachsenden wurden mit Hilfe einer chinesischen Version eines Fragebogens für affektive Erkrankungen und Schizophrenie (CK-SADS) interviewt, um die comorbiden psychiatrischen Diagnosen zu bestätigen.

Die meisten Tourette Syndrom-Heranwachsenden der Studie zeigten eine milde Tic-Stärke. Jedoch zeigten sie in nahezu sämtlichen CBC-Skalierungen höhere Scores als die Kontrollen. Eine hohe Tic-Stärke gemäß YGTS korrelierte positiv mit Problemen im Bereich der Internalisierung und Externalisierung (Vergegenständlichungsleistung des kognitiven Apparats im Sinne einer Entäußerung innerer Vorgänge) und aggressiven Verhaltensmustern. Mit dem Älterwerden von Tourette Syndrom-Patienten nahmen die CBCL-Scores in Bezug auf Internalisierungs- und Externalisierungsproblematik, aggressives Verhalten und Zwangssymptomatik deutlich ab.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass taiwanesische Heranwachsende mit einer leichten bis mittleren Tic-Stärke deutliche Verhaltens- und emotionale Auffälligkeiten zeigen. Obwohl die Stärke dieser Probleme mit dem Alter abnimmt, halten die Autoren dennoch eine systematische Befragung junger Tourette Syndrom-Patienten nach psychologischem Befinden und psychiatrischen Komorbiditäten für erforderlich.

Anm.
Als Internalisierung bezeichnet man in den Sozialwissenschaften, insbesondere in der Soziologie, die Verinnerlichung gesellschaftlicher Werte, Sitten, Normen und sozialer Rollen im Rahmen der Sozialisation und der Erziehung. Dazu gehören z.B. als Normen: Grußsitten, die körperliche Reinlichkeit in der Öffentlichkeit oder die noch als unaufdringlich geltende Dauer von Blicken auf Fremde in öffentlichen Verkehrsmitteln bis hin zu rechtlichen Normen. Werte können sein: Demokratie, freie Wahlen, ethische Werte wie Gerechtigkeit, Solidarität bis hin zu freier Wettbewerb, Unantastbarkeit des Eigentums. Normen und Werte stellen in der Gesellschaft teilweise ein heterogenes und widersprüchliches Konglomerat dar, was die Internalisierung erschwert.
Quelle: Wikipedia

Quelle:
Chang Gung Med J. 2008
Department of Child Psychiatry, Chang Gung Memorial Hospital, Taipei, Taiwan