Jugendbuch zum Tourette Syndrom von Frank M. Reifenberg
Scheiß was drauf. Das ist der Satz, mit dem Mirco in Fabians Leben platzt. Mirco, der coole Junggangster, der gerne die Nerven kitzelt. Fabian, Sohn aus gutem Haus, dem die Nerven einen Streich spielen. Zwei, die nicht zusammenpassen. Zwei, die sich die Lippen blutig schlagen. Zwei, die nicht wissen, wohin. Aber das mit Vollgas. Eine rasante Spritztour beginnt. Durch den Kopf. Durch das Herz. Durch die Stadt. Und weiter. Zum Landeplatz der Engel. Vielleicht.
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Rezension des IVTS e. V.
ist ein außergewöhnliches und fesselndes Buch. Die Handlung des Buches beschreibt die kurze, aber sehr intensive Beziehung von Mirco und Fabian, zweier Jugendliche, die unterschiedlicher nicht sein können. Dennoch, Ihre Gedanken über den Sinn des Lebens, Ihre Verletzlichkeit und Ihre Sehnsucht nach liebevoller Zuwendung verbindet die Beiden auf eindrucksvolle Art und Weise.
Fabian leidet am Tourette Syndrom. Er wächst in einer gut situierten Familie auf, erfährt jedoch auf Grund seiner Erkrankung die Ablehnung seines Vaters. Seine Mutter ist zu schwach, um sich gegen ihren erfolgreichen Mann durchzusetzen. Seine Tics machen ihn zum Außenseiter in der Gesellschaft.
Mirco hingegen wächst in ärmlichen Verhältnissen mit seiner Stiefmutter auf, denn seine leibliche Mutter verstarb in Kroatien. Die Stiefmutter verdient den Lebensunterhalt als Prostituierte und Mirco ist oft auf sich allein gestellt. Er kifft, trinkt, prügelt sich, mag keine Nähe und schreckt auch vor kriminellen Handlungen nicht zurück. Er ist ebenso ein Außenseiter wie Fabian.
Besonders beeindruckend sind die Monologe von Fabian. Als selbst Betroffene fand ich mich in all seinen Ängsten, Wahrnehmungen, Gedanken und Träumen wieder. Obwohl ich das Herausschleudern derart vieler Worte bzw. Wortkombinationen so von anderen Betroffenen eher nicht kenne, in diesem Buch erfüllen sie ihren Zweck auf eindrucksvolle Weise.
Fabian ist ein sehr tiefsinniger junger Mann und Sätze haben für Ihn eine ganz besondere Bedeutung. Betroffene werden oft stigmatisiert und haben eine tiefe Sehnsucht nach Normalität und Integration. Es gilt, in brenzligen Situationen einen guten Satz gezielt einzusetzen und in Mirco findet Fabian seinen Meister.
„Landeplatz der Engel“ ist ein Buch, welches ich super gerne empfehle. Dem Autor ist es perfekt gelungen, sich in Mirco und Fabian einzufühlen und so erfährt der Leser wahnsinnig viel über Sehnsüchte, Zweifel, Ängste und Träume zweier Außenseiter, die einfach nur dazu gehören und nicht auffallen wollen.
Carmen Grieger