Tourette Syndrom (Tic-Störung)

Was ist ein Tourette Syndrom (Tic-Störung)?

Als Tourette Syndrom wird eine Erkrankung bezeichnet, die durch das Auftreten einer Kombination von motorischen und vokalen Tics (mindestens zwei motorische Tics und ein vokaler Tic) charakterisiert ist. Tics sind in der Kindheit häufig, meist ist das auffällige Verhalten nur vorübergehend (transiente Tic-Störung). Als Tics bezeichnet man unwillkürliche, plötzlich einsetzende, nichtrhythmische und wiederholt auftretende Zuckungen oder auch Lautäußerungen. Von den Patienten werden die Tics als unvermeidbar empfunden. Tics können jedoch zeitweise auch unterdrückt werden. Das Tourette Syndrom (Tic-Störung) gehört zu den neuropsychiatrischen Erkrankungen. In der Regel liegt der Beginn der Erkrankung vor dem 10. Lebensjahr.

Das Tourette Syndrom ist im ICD, das ist die internationale Klassifikation der Krankheiten und verwandter Gesundheitsprobleme, im Kapitel 5 unter dem Sammelbegriff Tic-Störungen F 95.0 – F 95.2 zu finden. Die ungewollten Bewegungen und Laute sind für die Betroffenen oftmal sehr unangenehm, zumal sie auch keinen Zweck erfüllen. Sobald komplexe vokale und multiple motorische Tics kombiniert auftreten, länger als ein Jahr andauern, dann spricht man von einem Tourette Syndrom. Die Ursache für Tics sind vermutlich Stoffwechselstörungen im Gehirn.

Nicht selten werden die Tics durch die Reaktionen der Umwelt (Familie, Schule, Beruf, Öffentlichkeit) ein Problem. So kann ein Leidensdruck besonders durch Hänseleien, Mobbing und Nachäffen entstehen. Wiederholte Aufforderungen des Umfeldes, die Tics zu unterlassen, verstärken die Tics.

Eine frühzeitige Diagnostik und Therapie durch einen mit Tic-Störungen vertrauten Kinder- und Jugendpsychiater bzw. einem Neurologen wird in der Regel als Entlastung und Hilfe empfunden. Es ist für die Betroffenen sehr wichtig, die Lebensqualität zu fördern und sozialen Rückzug sowie Isolation zu vermeiden.

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Tourette Syndrom in der Diagnostik

Je nach Art und Dauer der Tics wird unterschieden in:

  • Transiente Tic-Störung
  • Chronische motorische oder vokale Tic-Störung
  • Kombinierte vokale und multiple motorische Tic-Störung, bekannt als Tourette Syndrom

Das Tourette Syndrom ist bei den Betroffenen sehr unterschiedlich ausgeprägt. So gibt es Betroffene, die zwar motorische als auch vokale Tics haben, jedoch nicht darunter leiden. Ihre Tics sind weniger stark ausgeprägt sind nicht sozial auffällig.
Andere Betroffene haben sehr viele, stark ausgeprägte Tics, die ihre Lebensqualität sehr einschränken können.


Tourette Syndrom erstmalige Erwähnung

Das Tourette Syndrom war bereits im Jahr 1825 bekannt. Die Erkrankung wurde von Itard, einem französischen Arzt und Pädagogen (1774-1838), erstmals in der medizinischen Literatur erwähnt. Itard beschrieb das auffällige Verhalten der Marquise de Dampierre, die im Alter von sieben Jahren merkwürdige Bewegungen, eigenartige Lautäußerungen sowie obszöne Äußerungen zeigte.

60 Jahre später veröffentlichte der Neurologe, Georges Gilles De La Tourette eine Studie. Er beschrieb die Erkrankung der Marquise de Dampierre und acht weitere Fälle. Dr. Tourette bezeichnete das sogenannte Nervenleiden, welches durch motorische Inkoordination in Begleitung von Echolalie und Koprolalie gekennzeichnet ist, als die „Maledie des Tics“. Durch diesen außergewöhnlichen Menschen und Neurologen wurde das nach ihm benannte Gilles De La Tourette Syndrom auf der ganzen Welt bekannt.

Hermann Krämer hat sich intensiv mit dem Leben von Gilles de la Tourette beschäftigt und die Biografie in mühevoller Arbeit aus den unterschiedlichsten Quellen zusammengetragen. Herzlichen Dank an Hermann Krämer für die freundliche Genehmigung zur Veröffentlichung!

Wissenswertes in der Biografie, im Download: Biografie Gilles de la Tourette