ein Projekt des InteressenVerband Tic und Tourette Syndrom e. V.
vom 06. ‐ 09. August 2015
Ferien- und Tagungsstätte Naturfreundehaus Hoher Meißner
Dieser Workshop wurde im Rahmen der Selbsthilfeförderung von der Techniker Krankenkasse unterstützt.
Am zweiten Augustwochenende 2015 trafen sich 15 Familien in der Ferien- und Tagungsstätte NaturFreunde-Meißnerhaus bei Hessisch Lichtenau, zum 7. IVTS-Workshop für Familien.
Aufgrund des anhaltend hohen Zuspruchs und der Tatsache, dass die Veranstaltung wieder sehr früh ausgebucht war, wird für die Zukunft auch weiterhin über die Möglichkeit der Finanzierung und Umsetzung eines zweiten jährlich stattfindenden Termins nachgedacht.
Die Familien kamen aus dem gesamten Bundesgebiet angereist, um an den folgenden vier Tagen zusammen in Kontakt und Austausch zu kommen und gemeinsam schöne Tage zu erleben, an denen Tourette Syndrom schon ein Thema sein sollte, aber die Erkrankung nicht im Vordergrund stehen sollte.
Auf dem Programm standen wieder viele Aktivitäten, welche die betroffenen Kinder, Geschwister und Eltern stärken, motivieren und für die ganze Gruppe zu einem „Wir‐Gefühl“ und „Wir erleben“ führen sollten.
Ähnlich wie im Vorjahr, ging es nach der Ankunft und dem ersten gemeinsamen Mittagessen mit den beiden vom IVTS e. V. engagierten Erlebnispädagogen vom NEW‐Institut Mainz in die Kennlernrunde. In dieser Runde wurden auch Wünsche und Erwartungen von Teilnehmern zum bzw. an das Workshop-Wochenende thematisiert. Danach stand der Nachmittag im Zeichen von Sport und Spiel und es gab in verschiedenen erlebnispädagogischen Modulen die Möglichkeit sich weiter kennenzulernen und in Teams mit‐ und gegeneinander zu agieren.
Ein Highlight des Nachmittags war das Rollenspiel „Mein größter Fan“.
Am Abend gab es für die Kinder einen Pfadfinderworkshop zum Thema Lagerfeuer, zu den Materialien, dem sicheren Anzünden und dem Umgang mit einem Lagerfeuer.
Währenddessen trafen sich alle Eltern zu einer Fragerunde mit dem eingeladenen Göttinger Arzt, Prof. Dr. Aribert Rothenberger, von der dortigen Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie. Herr Rothenberger gab Auskunft zum aktuellen Stand der Forschung und berichtete über Studienergebnisse aus den letzten Monaten und Jahren. Die Eltern stellten viele Fragen und berichteten über Problemstellungen im Zusammenhang mit Tourette in der Behandlung vor Ort, im sozialen Umfeld und im Schul- und Lebensalltag. Der Mix aus positiven aber auch negativen Berichten von fast allen angereisten Familien können wieder als eine konstruktive Kombination und große Hilfestellung gesehen werden.
Durch den Austausch mit dem Professor, die gegenseitige Motivation und die Vermittlung von eigenen Erfahrungen, wurden die Eltern positiv bestärkt und motiviert. Es ergaben sich auch wieder mehrere Vermittlungen privater und professioneller Hilfsangebote für die betroffenen Familien in für sie möglichst regionaler Nähe. Der Abend klang nach dem Workshop für die Kinder und dem Gesprächsabend für die Erwachsenen gemeinsam am Lagerfeuer aus.
Am Vormittag des zweiten Tages standen wieder verschiedene Spiele im Zeichen von gemeinsamer Bewegung im Vordergrund. Ein wichtiger Block war darauf folgend dann aber das Thema Mobbing, für welchen die Kinder in zwei Gruppen aufgeteilt wurden. Jeder der beiden Erlebnispädagogen betreute eine der Gruppen und veranstaltete ein Council nach „alter Indianertradition“. Alle Gruppenteilnehmer saßen in einem Kreis und wer wollte konnte den anderen über seine eigenen Erfahrungen mit Mobbing berichten. Alle hörten aufmerksam zu und versuchten im Nachgang Ideen für Lösungsansätze zu suchen und dem zuvor Erzählenden zu vermitteln. Dies sollte den Kindern neue Ideen und Möglichkeiten beim Umgang mit Mobbing, z. B. in der Schule vermitteln.
Der Nachmittag startete mit einer kleinen Gruppenwanderung bergab durch den Wald. Ziel war ein kleiner Wasserlauf und eine Freifläche, an der spannende Gruppenspiele zum Thema Wasser von den Erlebnispädagogen angeboten wurden. Es war spannend, wie diese funktionierten und wie gut die Gruppe schon aufeinander eingespielt war.
Vor dem Abendbrot wurde noch eine mit Steiger-Sicherung angelegte Baumbesteigung angeboten, welche von fast allen Kindern mitgemacht wurde und die Kinder und Jugendlichen zum Teil zu Höchstleistungen trieb und Ihnen ein sehr positives Erfolgserlebnis verschaffte. Am Abend wurde dann gegrillt und am Lagerfeuer wurde Stockbrot aus selbst zubereitetem Teig gebacken. Zudem wurden viele Lieder mit Gitarrenbegleitung durch die beiden Pädagogen vom NEW-Institut gemeinsam mit den Workshop-Teilnehmern gesungen.
Der Vormittag des dritten Tages begann wieder mit kleineren Gruppenspielen zum warm werden. Dann wurden alle Teilnehmer/innen in Gruppen von bis zu fünf Köpfen eingeteilt. In Folge fand dann eine Rallye statt, welche eigentlich im Freien, dann aber aufgrund von Regen doch zum größten Teil im Gebäude des Meißnerhauses stattfand. Dabei mussten verschiedenartigste Aufgaben, wie zum Beispiel das Gestalten mit Naturmaterialien, Nachspielen von Filmszenen, Reimen von Texten, Komponieren eines Rap-Songs, Portraitieren auf Papier, etc. von den Gruppen erledigt werden.
Danach gab es eine kleine Feedbackrunde mit den beiden Erlebnispädagogen, welche zum Mittag Ihr Programm beendeten und abreisten.
Am Nachmittag fand eine kleine Vorführung von Greifvögeln durch einen Falkner statt, an welcher einer der betroffenen jugendlichen Teilnehmer sehr aktiv mitwirkte. Mehrere betroffene Kinder durften als Highlight für eine Weile einen der Greifvögel auf Ihren Arm nehmen und über Ihre Erfahrungen/Gefühle mit/in dieser Situation sprechen. Thema war somit auch die Wirkung von Tieren auf Kinder und die daraus resultierende Veränderung von Krankheitssymptomen. Am späteren Nachmittag erfreuten sich dann die Meisten an einer gemeinsamen Schwimm- und Badezeit in einem nahe gelegenen Freibad.
Der letzte Abend klang wieder am Lagerfeuer aus und diente dem Austausch. Dabei wurden auch viele Kontaktdaten getauscht.
Am letzten Tag versuchen sich vor dem Mittagessen wieder einige Gruppeneilnehmer im Geocaching. Vor dem finalen Mittagessen gab es als Abschluss wieder eine ausführliche Feedbackrunde, in der sich reihum, jeder zu Wort meldete und von seinen positiven aber auch negativen Wahrnehmungen, Empfindungen und Erlebnissen der vergangenen vier Tage erzählten konnte.
Auch in 2015 war das Fazit und der Wunsch aller, auch im nächsten Jahr wieder an einem solchen Workshop-Wochenende teilnehmen zu dürfen.